Doob-Zerlegung

Der Satz über die Doob-Zerlegung, benannt nach dem US-amerikanischen Mathematiker Joseph L. Doob, ist in der Wahrscheinlichkeitstheorie eine Aussage über die Darstellung eines stochastischen Prozesses als Martingal. Er besagt, dass sich ein stochastischer Prozess in einen Martingalteil M {\displaystyle M} und einen vorhersagbaren Anteil A {\displaystyle A} (auch Kompensator genannt[1]) zerlegen lässt. A {\displaystyle A} lässt sich als Drift des Prozesses interpretieren und M {\displaystyle M} als die aufaddierten (unsystematischen) Schwankungen um die Drift.[2] Anwendung ist beispielsweise die Darstellung des quadratischen Variationsprozesses in diskreter Zeit.

Das Analogon in stetiger Zeit ist die Doob-Meyer-Zerlegung.

Aussage

Seien ( Ω , A , P ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},P)} ein Wahrscheinlichkeitsraum und F = ( F n ) n N {\displaystyle {\mathcal {F}}=({\mathcal {F}}_{n})_{n\in \mathbb {N} }} eine Filtrierung. Jeder an F {\displaystyle {\mathcal {F}}} adaptierte und integrierbare stochastische Prozess ( X n ) n N {\displaystyle (X_{n})_{n\in \mathbb {N} }} ist dann darstellbar als X = M + A {\displaystyle X=M+A} , wobei M {\displaystyle M} ein Martingal und A {\displaystyle A} vorhersagbar ist, d. h., es gilt: A n + 1 {\displaystyle A_{n+1}} ist F n {\displaystyle {\mathcal {F}}_{n}} -messbar für alle n N {\displaystyle n\in \mathbb {N} } . Mit der Festsetzung A 0 = 0 {\displaystyle A_{0}=0} ist diese Zerlegung eindeutig. Weiter ist A {\displaystyle A} genau dann monoton wachsend, wenn X {\displaystyle X} ein Submartingal ist.

Beweis

Definiert man für n N {\displaystyle n\in \mathbb {N} }

  • M n := X 0 + k = 1 n ( X k E [ X k F k 1 ] ) {\displaystyle M_{n}:=X_{0}+\sum _{k=1}^{n}{\bigl (}X_{k}-\mathbb {E} [X_{k}\mid {\mathcal {F}}_{k-1}]{\bigr )}} und
  • A n := k = 1 n ( E [ X k F k 1 ] X k 1 ) , {\displaystyle A_{n}:=\sum _{k=1}^{n}{\bigl (}\mathbb {E} [X_{k}\mid {\mathcal {F}}_{k-1}]-X_{k-1}{\bigr )},}

dann gilt X n = M n + A n {\displaystyle X_{n}=M_{n}+A_{n}} . Die Martingaleigenschaft von M {\displaystyle M} und Vorhersagbarkeit von A {\displaystyle A} folgen direkt aus der Definition.

Die Eindeutigkeit folgt aus der Tatsache, dass für eine weitere derartige Zerlegung X = M + A {\displaystyle X=M'+A'} der Prozess M M = A A {\displaystyle M-M'=A'-A} sowohl vorhersagbar als auch ein Martingal ist. Dies ist aber nur möglich, wenn er konstant ist.

Falls X {\displaystyle X} ein Submartingal ist, dann sind alle Summanden von A n {\displaystyle A_{n}} größer oder gleich 0, also ist A {\displaystyle A} ein monoton wachsender Prozess.

Literatur

  • J. L. Doob: Stochastic Processes. Wiley, 1953, ISBN 978-0471218135
  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. Springer, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76317-8

Einzelnachweise

  1. Jürgen Kremer: Preise in Finanzmärkten. Springer Berlin Heidelberg, 2017, ISBN 978-3-662-53726-8, S. 142. 
  2. Christoph Kühn: Vorlesungsskript Stochastische Finanzmathematik. S. 27 (uni-frankfurt.de [PDF]).